Über das Buch


Katja ist schwanger. Doch richtige Vorfreude will sich bei ihr und ihrem Mann so schnell nicht einstellen, fürchten sie doch, ihr Ungeborenes könnte wie Katjas Bruder Markus mit Trisomie 21 geboren werden. Was tun, wenn die Untersuchungen diese Befürchtungen bestätigten?
Auf der Suche nach Antworten erinnert sich Harry zurück an Begegnungen mit Menschen, für die in unserer Gesellschaft kein Platz vorgesehen ist, vor allem aber erzählt er von der Beziehung zu seinem Schwager Markus, die geprägt ist von bizarren Erlebnissen und liebenswerten Momenten. Am Ende erkennt Harry, dass er keine Antworten finden wird, weil seine Fragen von Anfang an die falschen waren.

Kraftvoll, pointiert und herzerwärmend erzählt Harald Darer von einem Lebensweg, der trotz aller Schwierigkeiten erfolgreich ist und zeigt: Glück ist fast immer möglich!

Harald Darer


geboren 1975 in Mürzzuschlag, Steiermark


begann nach der Lehre zum Elektroinstallateur und einschlägigen Weiterbildungen mit dreißig Jahren zu schreiben. Sein Debütroman »Wer mit Hunden schläft« erschien 2013 im Picus Verlag. 2015 folgte »Herzkörper«, im Jahr darauf »Schnitzeltragödie«, 2019 »Blaumann«


Publikationen

Mongo



Katja ist schwanger. Doch richtige Vorfreude will sich bei ihr und ihrem Mann so schnell nicht einstellen, fürchten sie doch, ihr Ungeborenes könnte wie Katjas Bruder Markus mit Trisomie 21 geboren werden. Was tun, wenn die Untersuchungen diese Befürchtungen bestätigten?
Auf der Suche nach Antworten erinnert sich Harry zurück an Begegnungen mit Menschen, für die in unserer Gesellschaft kein Platz vorgesehen ist, vor allem aber erzählt er von der Beziehung zu seinem Schwager Markus, die geprägt ist von bizarren Erlebnissen und liebenswerten Momenten. Am Ende erkennt Harry, dass er keine Antworten finden wird, weil seine Fragen von Anfang an die falschen waren.

Kraftvoll, pointiert und herzerwärmend erzählt Harald Darer von einem Lebensweg, der trotz aller Schwierigkeiten erfolgreich ist und zeigt: Glück ist fast immer möglich!

BLAUMANN



Die zwei Sätze, die ich in meiner Kindheit vom Vater am meisten gehört habe, waren: Ich muss noch ins Werk hinein, und, das Werk hat angerufen, sage ich. Auch sonst hat sich alles ums Werk gedreht. Das Werk muss wirklich eine Großmacht sein, wenn es einen solchen Einfluss auf meinen Vater hat, habe ich mir gedacht, sage ich. Weil sonst nichts und niemand Einfluss auf meinen Vater hat nehmen können, außer meine Mutter vielleicht. Manchmal. Das Werk muss ein Ungeheuer sein, habe ich mir gedacht, und der dortige Portier war die Zunge dieses Ungeheuers, sein Sprachrohr, das meistens mitten in der Nacht angerufen hat, um meinen Vater aus dem Bett und ins Werk hineinzuholen. Wenn ich am nächsten Tag in der Früh meine Mutter gefragt habe, wo denn der Vater ist, hat sie immer nur gesagt: Das Werk hat ihn hineingeholt. Seitdem habe ich jede Nacht vor dem Schlafengehen Angst gehabt, das Werk könnte ihn womöglich eines Tages nicht mehr herauslassen, nachdem es ihn wieder einmal hineingeholt hat in der Nacht, und, was die noch größere Angst war, wann wohl das Werk anrufen würde, um mich hineinzuholen, sage ich.

SCHNITZELTRAGÖDIE



Letzte Woche ist er noch da gewesen bei mir und hat für das Fest einen Aufschnitt bestellt. Eine Platte für dreißig Personen, hat er gesagt, hat die Verkäuferin gesagt, und tun Sie mir nicht sparen mit dem Leberkäs, wir sind alle gute Esser, hat er gesagt und gelacht, als ob nichts gewesen wäre, dabei hat er zu diesem Zeitpunkt schon längst gewusst, dass was gewesen ist, er muss es ja schon längst gewusst haben, nicht wahr? Gibt´s ja gar nicht anders. Mich schaudert´s wenn ich nur daran denke, dass er es schon gewusst hat, wie ich ihm den Aufschnitt zusammengestellt habe: Pikante Extra, Polnische Spezial, Bogunderschinken und natürlich unseren Leberkäs. Hauchdünn geschnitten hat er gesagt, hat sie gesagt und dabei an ihrem Muttermal, das ihr an der Schläfe herausgewachsen war, herumgezwirbelt. Je nervöser sie war, desto mehr hat sie gezwirbelt. Je aufgebrachter sie wurde, desto grober behandelte sie ihr Muttermal. Das gibt es nicht, jetzt reißt es gleich ab, es muss ja gleich abreißen, so wie sie daran herumzwirbelt, habe ich mir gedacht, und am Strohröhrl angezogen, obwohl ich das süße Jugendgetränk schon längst ausgetrunken gehabt und durchs anziehen am Strohröhrl nur ein unappetitliches Geräusch gemacht habe, weshalb mir mein Vater einen strengen Blick zugeworfen hat, den ich in der Aufregung aber ignoriert und nur darauf gewartet habe, dass das Muttermal durch die Zwirbelei abreißt und auf der für das Leberkäseinwickeln hergerichteten gestrigen Zeitung landet.

Pressestimmen: „Darer geht vor als Anpassungsgigant an jeweils seelische Zustände, soziale Verhältnisse und durch Milieus bestimmte Mentalitäten“ (Die Furche)

HERZKÖRPER



Da fragen Sie mich zu viel, ich weiß wirklich nicht mehr, wie lange es her ist, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Vorher.Ist auf jeden Fall schon sehr lange her. Aber natürlich hab ich trotzdem gleich gewusst, dass es Rocko ist. Schon wie ich ihn von hinten gesehen hab, hab ich es gewusst. Außerdem, so viele Sandler gibts hier auch wieder nicht, da wäre es ja ein Wunder gewesen, wenn er es nicht gewesen wäre, oder? Noch dazu diese Bärenfut, wie die Pelzkappen mit den herunterklappbaren Ohrenlappen genannt werden, besser gesagt, seine Bärenfut, die kenne ich unter Tausenden heraus, weil es ja schon seit Jahren, seit ich ihn kenne, immer die gleiche Bärenfut ist, die er im Winter auf dem Kopf hat, sie bis in den Frühling hinein und oft sogar im Sommer noch auf dem Kopf hat, die ihm viel zu große Bärenfut. Als Kinder sind wir im Winter auch immer gezwungen gewesen, diese Bärenfuten zu tragen. Natürlich hat die Mutter nicht gesagt, setzt euch eure Bärenfuten auf!, sondern bei ihr hat die Bärenfut Biberhaube geheißen. Und zwar deshalb, weil die Biberhaube, im Unterschied zur Bärenfut, zusätzlich hinten einen pelzigen Schwanz gehabt hat, an dem uns die Mutter zur Not einfangen hat können, wenn wir ihr nicht gefolgt haben. Schon damals, als ich noch die Biberhaube am Kopf haben musste, hat Rocko eben diese Bärenfut aufgehabt. Und natürlich auch der Gang. Der hätte schon gereicht, dass ich ihn von Weitem erkannt hätte. Dieser schlurfende, zwar nicht schleichende, aber doch deutlich langsamere Gang als bei einem Normalen. Wahscheinlich ist es wirklich so, denke ich mir, dass, wenn du nicht mehr mit den Normalen lebst, also nicht mitten drinnen unter den anderen, mit aufstehen, arbeiten gehen, Wochenenden, Urlaub und so weiter, sondern nur am Rand dem Ganzen zuschaust, du irgendwann anfängst, langsamer zu gehen. Immer langsamer, bis du stehen bleibst, weil es sowieso jedem egal ist.

Pressestimmen: „Durch das Hinschauen wird die Schuldfage obsolet – nie sentimental, sondern empathisch folgt Darers Text dieser Forderung der Erzählerin. Darer hat ich die Mühe des Hinschauens gemacht (Der Standard)

WER MIT HUNDEN SCHLÄFT



Der Zug fuhr jetzt langsamer, weil er die Ortschaften in kürzeren Abständen erreichte. Das Tempo beim Durchfahren der Dörfer muss genau eingehalten werden, hat der Lokführer gesagt. Wegen der Lärmbelästigung einerseits und der Unfallgefahr andererseits. Die Gefahr, jemanden zu überfahren, schwebt ständig über unseren Köpfen wie dieses Schwert, hat er gesagt. Nur wenige Lokführer würden im Laufe ihres Arbeitslebens von einem tragischen Unglück verschont bleiben. Das langsame Tempo war eigentlich für einen Unfall nicht relevant, weil man sowieso nicht rechtzeitig anhalten konnte. War es in dem Moment, in dem man den Menschen auf den Gleisen bemerkte, schon längst zu spät. Auf diesem Teil der Südbahn, zwischen Mürzzuschlag und Bruck an der Mur, mussten die Lokführer des Öfteren solche tragischen Unglücke erleben. So auch der Lokführer, der mit dem Norbert unterwegs war. Bei den Ortsdurchfahrten starrte er stumm auf die Gleise, umklammerte mit einer Hand den Hebel für das Signalhorn, mit der anderen das Notbremsventil. Eben deshalb, weil ihm dort im Winter schon einmal einer vor den Zug gesprungen war, wie er erzählt hat. Mit einem Steireranzug bekleidet und eine Augenkanne Bier in der Hand haltend, ist derjenige breitbeinig auf den Eisenbahnschwellen gestanden. Kurz vor dem Aufprall nahm er noch einen ordentlichen Schluck aus seiner Augenkanne, dann war er weg.
Der Körper stirbt, aber der Steirerhut lebt weiter. Viele Generationen nach ihm werden tot sein, nur der Steirerhut lebt weiter, hat der Lokführer gesagt. Im Gegensatz zu den sterblichen Überresten gehören der Steirerhut sowie auch der Steireranzug zu den unsterblichen Überresten des Menschen, hat er gesagt.

Pressestimmen: „Harald Darer, 1975 in Mürzzuschlag, einer kleinen Industriestadt in der Obersteiermark, geboren, schreibt konsequent leidenschaftslos, schildert bisweilen witzig-sarkastisch die Widrigkeiten und Zumutungen, beschönigt nicht die kleinen und auch großen Fehler seines Protagonisten. Sympathisch ist der nicht, aber man darf mit ihm mitfühlen. Und man kann dieses Buch lesen,wirklich wahr. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Preise und Auszeichnungen

 

Projektstipendium für Literatur 2020/2021


Longlist Österreichischer Buchpreis 2019


Wiener Literaturstipendium 2018


Ö1 – Literaturpreis 2015 „Geld und Gier“


Österreichischer Teilnehmer beim International First Novel Festival 2014 in Budapest


Literaturwettbewerb Hamburg 2013


Arbeitsstipendium BMUKK 2013


Wortspiele-Preis 2013 für Debutroman „Wer mit Hunden Schläft“


Nominierungen: Silberschweinpreis Köln, Debütantensalon Hamburg, Alpha-Literaturpreis Wien, Literaturpreis Wartholz 2012+2013

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